Gerstenernte
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Gerste

Obwohl Gerste schon in der Antike von unseren Vorfahren kultiviert wurde und damit zu den ältesten Getreidearten zählt, die wir heute kennen, ist von Altersträgheit nichts zu merken. Da sie mit Abstand am schnellsten abreift, fällt der Startschuss der jährlichen Getreideernte in der Gerste. Früher als Grundnahrungsmittel in Form von Brei oder Suppe, denken heute viele zuerst an Malz und Bier. Aber vor allem auch unsere Schweine lassen sich die Gerste schmecken!

Sommer oder Winter?

Gerstenähre
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Damit ist nicht die Frage gemeint, ob ihr Strand- oder Skiurlaub lieber mögt. Die Gerste ist nämlich das wohl populärste Beispiel auf unseren Äckern, wenn es um die Unterscheidung in Sommer- und Winterform geht. Für die menschliche Ernährung wird überwiegend Sommergerste angebaut: Ein Großteil der Ernte wird zur Bierherstellung genutzt. Wintergerste hingegen wird zum größten Teil als Tierfutter verwendet.

Weizen

Wusstet ihr,
dass bei Gerste in seiner Sommerform von der Aussaat im Frühjahr zur Ernte in der Regel weniger als 100 Tage vergehen? Durch diese extrem kurze Vegetationszeit lässt sich Gerste in hohen und nördlichen Lagen, gar bis an den Rand der Tundra, immer reif abernten.

Ein Acker im Bierglas

Brauerei
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... genauer gesagt in 9.625 Halblitergläsern. Für 100 Liter Bier braucht man nämlich etwa 20 Kilogramm Braugerstenkörner. Unterstellen wir einmal einen durchschnittlichen Ertrag von 5,5 t je Hektar, eignen sich davon etwa 70 % auch wirklich fürs Bierbrauen. Mit jedem Hektar ernten wir also fast 2.000 randvolle Kästen Bier, fast 2 Liter Bier je Quadratmeter Sommergerstenacker. Gerstenmalz ist im europäischen Ausland, v. a. Schottland und Irland, aber auch Grundsubstanz zur Herstellung von Whisky. Sommergerste ist deshalb so prädestiniert zur Herstellung von Bier, da deren Körner relativ wenig Eiweiß, dafür aber viele Kohlenhydrate – dem Baustoff der Trinkalkhole – enthalten.

Futtertrog vor Maßkrug?

Fütterung Schweine
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Das kann man so nicht sagen. Es werden überwiegend die Körner der ertragreicheren und bereits im Vorjahresherbst gesäten Wintergerste als Futtergetreide verwendet, das im Vergleich zur Sommerform relativ viel Eiweiß (12 bis 15 Prozent) enthält. Die ausgezeichnete Eignung als ertragreiches Viehfutter wird aber erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts geschätzt. Denn der Pflanzenzüchtung ist es zu verdanken, dass die Erträge vor allem auf anspruchsloseren Standorten mit denen des Weizens konkurrieren können.

Jetzt aber auch mal zu uns Menschen: Kann man mit Gerste gar nicht backen? Doch. Da sie aber wenig Gluten enthält, wird das nur selten gemacht. Etwa ein Fünftel des Weizenmehls lassen sich im Brotteig durch Gerstenmehl ersetzen. Aber auch Grieß bzw. Graupen lassen sich aus Gerste herstellen.

Weizen

Regel Nummer Eins für uns Bauern: Möchte man seine Erntearbeiten nicht durch ständiges Duschen unterbrechen müssen, sollte man Gerstenstaub meiden. Dieser ist nämlich für den starken Juckreiz, den er bei direktem Kontakt auf der Haut auslöst, gefürchtet. Also gut gemeinter Tipp: Bei der Gerstenernte nur aus sicherer Entfernung zuschauen.