Pferd Nüstern
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Pferde

Früher als Schlachtrösser, Kutschpferde oder als unerlässliche Helfer auf dem Acker, heute als treue Sport- und Freizeitpartner. Pferde haben schon so ziemlich jede Rolle erfüllt und vor allem die Arbeit unserer Vorfahren auf Hessens Äckern, Wiesen und Wäldern geprägt. Die Zeiten, in denen der Bauer im Märzen die Rösslein einspannt liegen allerdings beinahe 100 Jahre in der Vergangenheit.

Vom Wildpferd zum Haustier (und teilweise zurück)

Stute mit Fohlen
Bild: satynek, pixabay

Bis vor etwa 7.000 Jahren kannte die Menschheit Pferde nur in ihrer wilden Form. Heute gibt es davon nur noch einige wenige Herden, beispielsweise in der Mongolei. Im Laufe der Geschichte kam es an verschiedenen Orten der Welt aber auch vor, dass einstige Hauspferde durch verschiedene Umstände die Freiheit erlangten, wieder verwilderten und heute weitgehend wild in Herden leben. So zum Beispiel auch die nordamerikanischen Mustangs.

Hotelzimmer gern auch mit Vollpension

Pferde in Einzelboxen
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Ganz grundsätzlich unterscheiden wir die verschiedenen Haltungsformen für Pferde in Einzel- oder Gruppenhaltungen. Gerade für teils millionenschwere Sportpferde und in Pensionsstallungen ­– nicht jeder Pferdeliebhaber hat auch zuhause Platz für das Tier – wird die Einzelhaltung wegen der geringeren Verletzungsgefahr häufig vorgezogen.

Etwa die Hälfte der Tiere lebt in solchen Pensionsbetrieben. Einige von uns hessischen Bauern haben die Pensionspferdehaltung nicht mehr nur als zusätzliches Standbein entdeckt, sondern sich diesbezüglich spezialisiert. Neben Stallplätzen, Reithallen und Reitplätzen bieten wir den Pferdebesitzern verschiedene Services bis hin zur Vollpension der Pferde an. Auf unseren Wiesen und Weiden ernten wir Heu oder lassen die Tiere grasen, auf unserem Ackerland nutzen wir den Pferdemist als Dünger für unser Getreide. Und ihr müsst sicher nicht lang überlegen, welches den Pferden besonders schmeckt: Mit einem vergleichsweise hohen Fettgehalt samt vielen ungesättigten Fettsäuren liefert das Haferkorn wertvolle Energie und wirkt sich dank wertvoller Schleimstoffe außerdem positiv auf die Verdauung aus.

Über wiehernde Traktoren und treue Wegbegleiter

Zugpferd Ackerarbeit
Bild: FrankMagdelyns, pixabay

In der Landwirtschaft waren Pferde Jahrhunderte lang unerlässlich bei der Feldarbeit. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Dampfmaschinen aufs Land und mit der Marktreife des ersten motorbetriebenen Traktors vor ca. 100 Jahren, hatte die bis dahin vor Pflug, Egge, Dreschmaschine und Co gespannte Muskelkraft der Pferde dem unaufhaltsamen Siegeszug der Technisierung der landwirtschaftlichen Feldarbeit nicht mehr viel entgegenzusetzen. Die Tiere wurden nach und nach durch Traktoren ersetzt. Erst nach dieser Entwicklung etablierte sich der Reitsport als Breitensport und immer mehr Menschen fanden Spaß daran, Pferde für den Sport oder zur Freizeitbeschäftigung zu halten. Mit ihren neuen Aufgaben entwickelte sich auch die Zucht in diese Richtung. Abseits von historischen Feldtagen sind nur noch ganz vereinzelt echte Arbeitspferde im Einsatz, zum Beispiel bei Forstarbeiten in unwegsamen Gelände oder im Polizeidienst.

Solo

Hättet ihr gedacht, dass in Deutschland rund 1,3 Mio. Pferde in Privatbesitz leben? Zum Vergleich: 1900 mussten die im damaligen Reichsgebiet noch über 5,6 Millionen landwirtschaftlichen Betriebe ca. ein Viertel der landwirtschaftlich genutzten Fläche nur zur Fütterung der Zugtiere (Pferde) reservieren.

Slow-Eater mit Fluchtinstinkt

Pferd fressend
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Pferde sind aufgrund ihrer Vergangenheit als Steppenbewohner Flucht-, Lauf- und Herdentiere. Alle Pferde und Ponys haben daher auch die gleichen Grundbedürfnisse wie viel Bewegung, das Zusammenleben mit Artgenossen, viel Licht und Luft sowie die kontinuierliche Aufnahme von Raufutter. Das hat wenig damit zu tun, dass sie verfressen wären oder keine bessere Beschäftigung fänden. Aufgrund des recht kleinen Magens vertragen Pferde lange Futterpausen nicht besonders gut.

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Warst du schon einmal auf einem Reiterhof und konntest die Pferde beim Grasen beobachten? Sie strahlen dann eine wohltuende Ruhe aus, die ansteckend sein kann.

Kalte und warme 38 °C

Weltweit gibt es fast unzählige verschiedene Pferde- und Ponyrassen. Dazu zählen beispielsweise Haflinger, Shetlandponys, Traber, Hannoveraner, Holsteiner, Ardenner und Shire Horses. Dabei unterscheiden sich die Rassen in Fellfarben und -muster, Größe, Körperbau, aber auch in ihrem Temperament. Vielleicht habt ihr auch schon einmal von der Unterscheidung zwischen Kalt-, Warm- und Vollblüter gehört. Anders als man es im ersten Moment vermuten würde, hat das aber nichts mit der Bluttemperatur der Tiere zu tun – sie liegt immer bei etwa 38 °C. Das Kaltblut ist von kräftiger Statur und dafür gezüchtet schwere Lasten wie Wagen, Geräte oder auch Baumstämme zu ziehen. Sie sind grundsätzlich von ruhigem Gemüt. Zu Ihnen zählen Rassen wie Ardenner oder Shire Horses. Warmblüter (z.B. Hannoveraner) sind die sportlichen großen Tiere, die für Springen und Dressur gezüchtet werden und auch im Freizeitsport breiten Einsatz finden. Vollblüter sind sozusagen die Athleten. Mit ihrer schlanken Statur können sie blitzschnell galoppieren und sind in der Regel auf der Rennbahn zu Hause. Aber auch im Spring- und Vielseitigkeitsreitsport sind sie kaum zu schlagen.

Glücksbringer mit ganz praktischem Nutzen

Pferd Ausritt Feld
Bild: alexeyzhilkin, Freepik

Dass Pferde Hufe haben, ist erst einmal keine überraschende Neuigkeit. Man muss aber noch etwas genauer sein: Pferde sind Einhufer. Bei ihnen haben sich im Laufe der Geschichte alle ehemaligen Zehen bzw. Finger rückgebildet und nur eine tragende Zehe pro Bein ist geblieben – diese bezeichnet man als Huf. Während Wildpferde auch gut ohne Hufeisen klarkommen, brauchen Reitpferde den Schutz unter dem Huf, da sie beim Ausreiten auch oft auf harten Untergründen unterwegs sind. Dann nutzt sich die Hornschicht – quasi der Zehennagel – schneller ab. Um die Hufe also vor zu starkem Abrieb zu schützen, werden sie manchmal mit Hufeisen beschlagen. Übrigens: Hufeisen sollen dem Finder Glück bringen. Na dann viel Erfolg bei der Suche…

Solo

Aber warum sollen Hufeisen Glück bringen?

Früher konnte sich nicht jeder Bauer Hufeisen für seine Pferde leisten. Eisen war teuer und wertvoll. Fand man ein Hufeisen – es konnte ja noch weiter genutzt werden – war das ungefähr so, als wenn ihr heute einen Geldschein auf der Straße findet. Wichtig: Wenn es an der Tür das Unglück abwehren soll, muss es mit der Öffnung nach unten aufgehängt werden!