Maisreihen
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Mais

Mais wird in riesiger Vielfalt angebaut. Dabei finden sich in Südamerika heute noch die Nachfahren uralter Züchtungen der Mayas. Ob klein gehäckselt, in seine Bestandteile zerlegt, als Korn oder Kolben. Den Erfolg verdankt der Mais vor allem seinen vielseitigen Einsatzmöglichkeiten: als Futtermittel, Nahrungsmittel, Rohstofflieferant und Bioenergiepflanze. Vielleicht habt ihr euch aber auch schon einmal in den Gängen eines hessischen Maislabyrinths verlaufen?


Bloß nicht frieren!

Maispflanzen jung
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Auch wenn man es nicht auf Anhieb glauben würde, der Mais gehört eigentlich zur Familie der Gräser. Auch wenn die meisten Gräser gar kein Problem mit Überwintern haben, kann Mais Kälte überhaupt nicht leiden: Er wird deshalb erst verhältnismäßig spät im Frühjahr von Ende April bis Mitte Mai ausgesät und wächst am Anfang erst langsam.

Später setzt dann ein intensives Biomassewachstum ein und die Pflanze erreicht bis zum optimalen Erntezeitpunkt im Herbst eine Wuchshöhe von bis zu drei Metern. Eine Maispflanze bildet bis zu drei Kolben aus, an denen die Maiskörner wachsen. Die Maiskörner werden von Blättern umhüllt und geschützt, wir nennen diese Blätter auch Lieschblätter.

Man könnte meinen, dass es einem waschechten Südamerikaner aus Prinzip etwas kalt wird bei unseren gemäßigten Temperaturen. Obwohl Mais und z. B. Weizen beides Süßgräser sind, unterscheidet sie aber etwas ganz Zentrales: Ihr Stoffwechsel. Mais zählt zu den sogenannten C4-Pflanzen, die bei hoher Lichteinstrahlung und hoher Temperatur in kürzerer Zeit mehr Biomasse aufbauen können als sogenannte C3-Pflanzen, wie z. B. Weizen oder Gerste. Mais nutzt die Sonnenenergie also hocheffizient.

Mais

Wusstet ihr, dass Mais auch als Getreide bezeichnet wird? Die Bezeichnung stammt nämlich aus dem Mittelhochdeutschen: Mit „Getregede“ wurde der Bodenertrag bzw. die Körnerfrucht bezeichnet. Getreide meint heute meist einjährige Pflanzen aus der Familie der Süßgräser, die man aufgrund ihrer nahrhaften Körnerfrüchte anbaut. Die wichtigsten Getreidearten sind neben Mais vor allem natürlich Weizen, Roggen, Gerste und Hafer. Wenn wir die Grenzen Europas dann einmal verlassen, sind Reis und auch Hirse namhafte Vertreter der Getreidepflanzen.

Aus Mythologie wird Grundnahrungsmittel

Mais stammt ursprünglich aus Mittelamerika. In der Region zwischen Peru und Mexiko wird er schon seit 7.000 Jahren angebaut, anfangs noch mit Heiligenstatus: Die Maya-Mythologie erzählt von zwei Brüdern, welche in der Vor-Menschen-Zeit auf einem kleinen Stück gerodeten Wald das erste Feld anlegten, um den Schöpfergottheiten mit dem Mais den Rohstoff zu liefern, aus dem Menschen erschaffen werden sollten. Wir halten das eher für eine gewagte These.

Christoph Kolumbus brachte ihn schließlich nach Europa mit. Kartoffelmissernten im 19. Jahrhundert führten zur Züchtung von an unser Klima angepassten und robusten Maissorten. Während Mais in seiner Heimat Mexiko Grundnahrungsmittel ist, eignet er sich bei uns in Hessen hauptsächlich zum Füttern unserer Tiere.

Menschliche Ernährung hierzulande nur Nische

Maisernte Drohnenaufnahme
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Erst seit etwa 50 Jahren wird Mais großflächig in Europa angebaut. Hessens Bauern pflanzen auf ca. 51.000 ha Mais an, was einem Anteil an unseren Ackerflächen von etwa 10 Prozent entspricht.

Mais wird hierzulande zu etwa zwei Dritteln als Futter für unsere Tiere und zu etwa einem Drittel als Energiepflanze für die Biogaserzeugung genutzt. Anders als beim Zuckermais, der für uns Menschen gedacht ist, werden die Kohlenhydrate in Maiskörnern von Futter- und Energiemais hauptsächlich in Stärke umgewandelt und kaum als Zucker eingelagert. Obwohl in Deutschland praktisch kein Zuckermais angebaut wird, habt ihr die Chance auf leckere hessische Maiskolben: Neben kleinen Anbaugebieten in Baden-Württemberg, befinden sich auch im Main-Kinzig-Kreis und nahe Frankfurt am Main Flächen, auf denen wir Zuckermais anbauen. Der Großteil des Maises, der zu Cornflakes und Popcorn weiterverarbeitet oder als Gemüsemais vermarktet wird, stammt aus Südeuropa.

Zur Verwendung als Futtermittel und zur Biogasproduktion nutzen wir dann entweder die gesamte Pflanze oder ausschließlich die Körner. Brauchen wir nur die Körner, dann wird der Mais mit einem Mähdrescher gedroschen. Wir nennen ihn auch einfach Körnermais. Wenn wir die gesamte Pflanze als Futter für unsere Tiere und Biogasanlagen nutzen, so wird diese im September bis Oktober mit speziellen Erntemaschinen, sogenannten Feldhäckslern, abgeschnitten und in kleine Stücke gehäckselt. Insbesondere für Rinder ist der Mais als Maissilage ein echter Leckerbissen.

Mais

Spaß muss aber auch sein! So nutzen einige hessische Bauern die Wuchshöhe auf eine andere Weise aus: Sie legen auf den Maisfeldern Maislabyrinthe an. Habt ihr euch auch schon einmal in einem solchen verirrt?

Prinzip Sauerkraut

Maissilo
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Doch wie entsteht die Maissilage? Der klein gehäckselte Mais wird in Siloanlagen verdichtet und luftdicht mit einer Folie abgedeckt. Durch die dort einsetzende Milchsäuregärung entsteht ein haltbares, schmackhaftes Futtermittel, welches unsere Tiere dann in gleichbleibender Qualität zu jeder Zeit im Jahr futtern können. Clever, oder? Bestimmt kennt ihr diese Art der Konservierung beispielsweise durch das Sauerkraut.

Mais gibt Gas

Die Maissilage kann auch sehr gut in Biogasanlagen eingesetzt werden. Dort wird in einem anaeroben Prozess – das bedeutet unter sauerstofffreien Bedingungen – mit Hilfe von Bakterien Biogas erzeugt, aus dem Strom und Wärme gewonnen wird. Der Energiegehalt des Biogases hängt von der Höhe des Methangehaltes ab. Mais ist ein sehr guter Methanlieferant und ist daher in der Regel erste Wahl für Biogasanlagenbetreiber. Pro Hektar Silomais lassen sich ca. 5.500 m3 Methan gewinnen, welches direkt verstromt wird und nicht in die Atmosphäre gelangen kann. Aber natürlich mag auch eine Biogasanlage etwas Abwechslung auf der Speisekarte: andere gute Methanlieferanten sind Ganzpflanzensilage aus Getreide, Zuckerrüben, Grassilage oder auch Gülle.

Mais

Wusstet ihr, dass mit den Maispflanzen von einem Hektar Anbaufläche 5 Haushalte mit Strom und 2-3 Haushalte mit Wärme für ein ganzes Jahr versorgt werden können?

Ein Korn für alle Fälle

Körnermaisernte
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Für Körnermais werden nur die Maiskörner gewonnen, der Rest der Pflanze bleibt kleingehäckselt auf dem Feld und dient als Pflanzendünger zur Humusbildung. Körnermais wird zu einem späteren Zeitpunkt als der Silomais geerntet; dann, wenn die Pflanze trocken und braun ist. Die Körner nutzen wir dann zur Herstellung von Kraftfuttermischungen für Tiere. Die Industrie nutzt sie zur Gewinnung von Industrie- und Speisestärke und von Bioethanol. Bei der Stärkeproduktion fällt zudem Maiskeimöl an, welches wiederum für die Herstellung von Margarine und Mayonnaise genutzt wird. Industriestärke wird für verschiedene Produkte und Prozesse gebraucht: zur Leimung und Imprägnierung in der Papierindustrie, für die Herstellung von Biokunststoffen, als Grundchemikalie in der Pharmaindustrie, in Farben, Klebstoffen, Textilien und zunehmend auch als Grundstoff in der Biotechnologie.